Wir setzen unsere virtuelle Reise durch die Städte Sibiriens fort! Wir haben bereits einen Blick nach Nowosibirsk und Krasnojarsk geworfen - und heute steht Omsk in unserem Fokus. Eine Stadt mit Charakter, in der die Irtysch ruhig dahinfließt und die Geschichte in jedem Ziegelstein zu atmen scheint. Es ist gut möglich, dass Sie nach diesem Artikel alles mit eigenen Augen sehen und eine warme Begrüßung in der Stadt mit den wohl strengsten Wintern erleben möchten.
Von der Festung zur Hauptstadt
Omsk ist eine Stadt im Herzen Westsibiriens, die Vergangenheit und Gegenwart verbindet und im Zentrum Eurasiens liegt. Historisch entwickelte sich dieser Ort zu einem wichtigen Verkehrs- und Handelsknotenpunkt. Heute ist Omsk ein bedeutendes Industrie- und Kulturzentrum der Region.
Als „junger Emporkömmling" lässt sich diese Stadt kaum bezeichnen. Bereits vor 14 000 Jahren lebten hier prähistorische Jäger- und Fischerstämme. Ihr offizielles Gründungsdatum feiert die Stadt seit 1716 - dem Jahr, in dem die Omsker Festung errichtet wurde. Der Standort war wohlüberlegt: an der Mündung der Om in den Irtysch. Die Festung wuchs und wurde immer stärker und gegen 19. Jahrhundert nicht nur zur mächtigsten im Osten des Landes, sondern sogar zur Hauptstadt! 1822 erhielt Omsk den Status der Hauptstadt Westsibiriens.
Doch das war noch nicht der Höhepunkt! Im Strudel des Bürgerkriegs schaffte es Omsk von 1918 bis 1919 sogar die Hauptstadt des gesamten Russischen Staates zu sein und wurde zum Bollwerk der Weißen Bewegung.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Omsk eine besondere Rolle zugeteilt. Als eines der wichtigsten Hinterlandzentren nahm es zahlreiche Fabriken und Konstruktionsbüros auf. Diese Mission legte den Grundstein für den Wiederaufschwung: Omsk entwickelte sich zu einem Industrie-Giganten und wurde in den 1950er Jahren zum Zentrum der Erdölverarbeitung.
Das Geheimnis des Omsker Goldes
Beim Rückzug der Armee Koltschaks im Jahr 1919 befand sich in Omsk ein Teil des Goldschatzes des Russischen Kaiserreichs, darunter mehrere Züge mit Goldbarren und Juwelen. Ein großer Teil dieser Werte ging unwiederbringlich verloren. Seitdem kursieren Gerüchte, dass die Weißgardisten einen Teil der Schätze irgendwo in Omsk versteckt haben. Diese Geschichte fasziniert bis heute heutige Schatzsucher.
Stadt der Kontraste: von Dostojewski bis zum Klempner Stepanitsch
Omsk empfing stets Gäste - auch die nicht gerade Willkommenen. Hierher wurden Missliebige verbannt, darunter der berühmteste „Gast": Fjodor Michailowitsch Dostojewski. Der Schriftsteller war, gelinde gesagt, nicht gerade begeistert von seiner Zeit in Omsk. Trotzdem tragen heute eine Universität, eine Bibliothek und eine Straße seinen Namen.
Und dann gibt es noch einen echten Volksliebling: das Denkmal des Klempners Stepanitsch, der aussieht, als sei er gerade aus einem Gullydeckel herausgeklettert. Diese herzliche Sehenswürdigkeit ist längst ein beliebtes Fotomotiv für Touristen.
Kuriose Fakten über Omsk
1. Kosmischer Namensvetter. Irgendwo im Asteroidengürtel fliegt ein rund 15 km großer Brocken mit der Nummer 3406 und er trägt stolz den Namen Omsk. Diese Stadt hat ihren eigenen Asteroiden!
2. Klima ohne Zwischentöne. Die saisonalen Temperaturschwankungen sind enorm: Rekorde liegen bei +40 °C im Sommer und --45 °C im Winter. Echte sibirische Abhärtung!
3. Sibirische Weiten. Das Gebiet Omsk umfasst über 141 000 km² - etwas mehr als ganz Griechenland! Gleichzeitig entspricht das dennoch nur 0,82% der Fläche Russlands.
4. Eine Stadt ohne Hochhäuser. Omsk ist die „bodennaheste" Millionenstadt Russlands. Hohe Gebäude über 12 Etagen sind selten, dafür gibt es viele gemütliche Einfamilienhäuser, die der Stadt eine besondere, wenig großstädtische Behaglichkeit verleihen.
Omsk ist eine Stadt mit großem Herzen und großherziger Seele. Arbeiterstadt und Kulturstadt mit ihren einzigartigen Geschichten. Sie versucht niemandem nachzueifern und genau das macht sie so besonders.